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Supercritical Fluids, Kunsthaus Glarus (PDF 2,8 MB)

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Nadia Schneider
Direktorin, Kunsthaus Glarus

Nach jahrelangem konsequentem Arbeiten im Bereich der Abstraktion benutzt Hanspeter Hofmann in seinen Bildern seit kurzem ein neues Vokabular. Dieses fügt sich jedoch nicht auf harmonische Weise in seine bisher bekannten Kompositionen ein, sondern überlagert die organisch gewachsenen Strukturen nicht unähnlichen Formgeflechte visuell, materiell und inhaltlich: Gegenständliche, wenn auch piktogrammatisch stilisierte Formen und Schriftzeichen aus Billigfolien lenken den Blick von der reinen Malereiabundentführen diesen in denBereichdesikonischen Zeichens. Es scheint, als ob der Künstler mit einer Portion Selbstironie die Radikalität und Ernsthaftigkeit seiner Malerei, die neben dem Aspekt des Verspielten seine Bilder prägt, durch den Akt des gewaltsamen Zufügens einer plakativen aussermalerischen Ebene in Frage stellen will. Denn die bemalte Leinwand, der bisher die ganze Aufmerksamkeit galt, verliert so ihre Autonomie und wird nunmehr Teil des Gesamtbildes: Sie dient fortan als Hintergrund, als Kulisse für vermeintlich präzise Inhalte, die über Worte vermittelt werden. Auf den zweiten Blick entpuppen sich die benutzten Begriffe als reisserische leere Worthülsen (SEX), welche zwar in cleverer Werbemanier die Aufmerksamkeit für sich beanspruchen, dennoch aber keine klar umrissene Botschaft mitzuteilen haben. So changieren denn die Schriftzeichen und ‹Piktogramme› zwischen inhaltlicher Überdefinition und Beliebigkeit. Es sind sloganartige Zeichen mit eindeutigem Hang zur Popkultur — insbesondere zur Surfkultur (STOKED) und Popmusik (HARDCORE) — die jeden Interpretationsansatz seiner früheren Bilder unterminieren.


Nadia Schneider
Director, Kunsthaus Glarus

After years of working exclusively in the realm of abstraction, Hanspeter Hofmann has recently adopted a new vocabulary. The change is not a seamless, harmonious extension of his familiar compositions but is instead visually, materially and substantially superimposed on structures of organic growth, like a pattern of interwoven forms: figurative, but stylised pictogrammatic shapes and self-stick lettering divert the viewer’s attention from pure painting to the field of iconic signs. By deliberately adding a bold, formulaic, extra-painterly level to his work, the artist seems to be lending an ironic, questioning twist to the radical and serious intent that accompanies the playful nature of his paintings. The painted canvas, so far the artist’s sole concern, has lost its autonomy. It has now become part of a larger picture, where it provides a ground, a backdrop for the supposedly precise content that words communicate. On closer study, we find that the artist has chosen a vocabulary of empty sensationalist shells (SEX) that attract our attention like clever ads but have no clearly contoured message. Thus, the lettering and ‹pictograms› oscillate between loss of meaning through overuse and arbitrariness. Hofmann’s use of slogan-like signs shows unmistakable leanings toward pop culture — in particular surfing (STOKED) and music (HARDCORE) — and thereby undermines the interpretative approach applied to his earlier work.