Resetting Biography
Pressetext, Hanspeter Hofmann – 3 x Reset
Galerie Tschudi, Glarus, 2011
Christoph Doswald
Als der aus dem Glarnerland stammende und in Basel lebende Künstler Hanspeter Hofmann (*1960) sich Anfang der Neunzigerjahre entschied, seinen Beruf in der Chemie-Forschung an den Nagel zu hängen und sich künftig mit der Fragestellung von ästhetischen Wirklichkeiten auseinanderzusetzen, ermöglichte ihm die renommierte Glarner Galerie Tschudi eine erste Ausstellungsplattform. »In Vitro« lautete der programmatische Titel einer Serie von acht dunkeltonigen Holzschnitten, die Hofmann 1994 dem Publikum präsentierte und deren visuelle Struktur bis heute die Matrix seines Schaffens bildet. Fast zwei Jahrzehnte nach diesem ersten Auftritt und nach einer Reihe von erfolgreichen musealen Einzelausstellungen in Nizza (Villa Arson), Graz (Kunsthaus), Freiburg i.Br. (Kunstverein) und Basel (Kunsthalle) kehrt der Künstler ins Glarnerland zurück und zeigt dort eine vollkommen neue Werkgruppe, die gleichzeitig als Essenz seines Werkes gelesen werden kann: Steinskulpturen kombiniert mit einer textilen Rauminstallation und dunklen Bildern.
»3 x Reset« lautet der kryptische Titel der Schau, die das selbstreferenzielle Koordinatensystem Hofmanns mit für das Oeuvre auf den ersten Blick überraschend skulpturalen Elementen synthetisiert. Doch die roten Sernifit-Findlinge aus dem Geschiebe des Linthgletschers passen sich bei genauerem Betrachten perfekt in die Hofmann’sche Matrix ein, sind sowohl formal wie auch inhaltlich autobiografische Referenzpunkte an eine Künstler-Vita, die zwischen kauziggrössenwahnsinnigem Regionalismus und glamourös-globalisierter Kunst-Popstar-Existenz changiert. Die Welt in Glarus und Glarus in der Welt – so könnte das Lebensmotto Hofmanns lauten, der Kunst und Leben als fortdauerndes Experiment begreift und in seinem vielschichtigen Werk eine wohldosierte Mischung aus naturwissenschaftlicher, philosophischer und ästhetischer Neugier einfliessen lässt. Hofmann versteht sich als Mitglied einer nach vorne gerichteten diskursiven Konsum-, Forschungs- und Kommunikationsgesellschaft, deren Regeln und Mechanismen von ihm hemmungslos ausgelebt, aber gleichzeitig auch kommentiert und hinterfragt werden.